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1 Einführung in Die Epik 1 2020

Das Dokument behandelt die Geschichte des deutschen Romans und die Theorie und Praxis der deutschen Epik. Es diskutiert verschiedene literarische Gattungen wie Lyrik, Epik und Dramatik und deren Merkmale. Außerdem werden Elemente der Handlung und Darstellung sowie der Begriffe Fiktionalität und Narrativität im Kontext epischer Texte erläutert.

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1 Einführung in Die Epik 1 2020

Das Dokument behandelt die Geschichte des deutschen Romans und die Theorie und Praxis der deutschen Epik. Es diskutiert verschiedene literarische Gattungen wie Lyrik, Epik und Dramatik und deren Merkmale. Außerdem werden Elemente der Handlung und Darstellung sowie der Begriffe Fiktionalität und Narrativität im Kontext epischer Texte erläutert.

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Zur Geschichte des deutschen Romans

THEORIE UND PRAXIS DER


DEUTSCHEN EPIK
Einführende Überlegungen
1.Teil
Über allen Gipfeln ist Ruh, in allen Wipfeln
Spürest du kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde ruhest du auch.

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


J.W. Goethe: Wanderers Nachtlied
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Es ist sehr früh am Morgen, die Straßen rein und leer, ich gehe
zum Bahnhof. Als ich eine Turmuhr mit meiner Uhr vergleiche,
sehe ich, daß es schon viel später ist, als ich geglaubt habe, ich
muss mich beeilen, der Schrecken über diese Entdeckung lässt
mich im Weg unsicher werden, ich kenne mich in dieser Stadt noch
nicht sehr gut aus, glücklicherweise ist ein Schutzmann in der
Nähe, ich laufe zu ihm und frage ihn nach dem Weg. Er lächelt und
sagt: „Von mir willst du den Weg erfahren?“ „Ja“, sage ich, „da ich
ihn selbst nicht finden kann.“ „Gib‘s auf, gib‘s auf!“, sagt er und
wendet sich mit einem großen Schwunge ab, so wie Leute, die mit
ihrem Lachen allein sein wollen.

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Gib‘s auf!
Es war sehr früh am Morgen, die Straßen rein und leer, ich ging zum
Bahnhof. Als ich eine Turmuhr mit meiner Uhr verglich, sah ich, daß
es schon viel später war, als ich geglaubt hatte, ich mußte mich
beeilen, der Schrecken über diese Entdeckung ließ mich im Weg
unsicher werden, ich kannte mich in dieser Stadt noch nicht sehr gut
aus, glücklicherweise war ein Schutzmann in der Nähe, ich lief zu ihm
und fragte ihn nach dem Weg. Er lächelte und sagte: „Von mir willst du
den Weg erfahren?“ „Ja“, sagte ich, „da ich ihn selbst nicht finden
kann.“ „Gib‘s auf, gib‘s auf!“, sagte er und wandte sich mit einem
großen Schwunge ab, so wie Leute, die mit ihrem Lachen allein sein
wollen.

(Franz Kafka) 1922 geschrieben, 1936 veröffentlicht

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Die literarischen Gattungen (genuri
literare)

Wir brauchen den Begriff der Gattung, um Texte zu
klassifizieren. So wichtig der Begriff der Gattung ist,
so schwierig ist er auch zu definieren.

Der Begriff der Gattung ist genauso wichtig wie der
Begriff der Literatur selbst.

Die Gattung ist eine konstitutive Form der
literarischen Texte, sie ist eine Grundvoraussetzung
(premisa de baza) in der Auseinandersetzung
(discutarea) mit Texten.
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Aristoteles und die Gattungen

Aristoteles beschäftigt sich in seiner „Poetik“ mit den
literarischen Gattungen mit Bezug auf ihre Fähigkeit
(capacitate), die Realität nachzuahmen (a imita) oder eine
befreiende Wirkung (efect eliberator) zu
erzeugen/produzieren.

Von Platon und Aristoteles stammen (provin) die Begriffe
der „Mimesis“ und „Katharsis“. Mimesis als Nachahmung
von Natur bestimmt nicht nur die Dichtung, sondern auch
Musik und Tanz.

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Die literarischen Gattungen

Katharsis – in der Tragödie, im Drama

Aristoteles hat das sogenannte Realitätsprinzip der Dichtung
formuliert, die Dichtung sollte auf Wahrscheinlichkeit und
Stimmigkeit orientiert sein, dabei aber nicht wie Realität wie
der Historiker betrachten.

Bis ins 18. Jahrhundert hinein betrachtete man Dichtung und
Dramatik als die zwei grundlegenden literarischen Gattungen.
Erst mit Goethe wurden die drei Gattungen deutlich
ausdifferenziert.

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Aspekte der Epik als literarische
Gattung
 Lyrik – vermittelte Darstellung von Zuständen (stari)
 Epik - vermittelte Darstellung von Handlung/Aktion
 formal gebundene Rede (Gedicht/Verszeilen) vs. ungebundene Rede
(Prosa)
 Dramatik – unvermittelte Darstellung von Handlung, von Zustäden
 Lyrik = emotional-subjektive Gattung (lyrisches Ich)
 Epik = distanziert-objektive Gattung (Erzähler)
 Der Lyrik fehlt Handlung, sie ist an Gefühl und Stimmung gebunden
vs. Epik ist an Handlung und Figur in einem Raum-und-Zeit-
Kontinuum gebunden.

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Narrativität als Qualität des epischen
Textes
 Was versteht man aber in der Literaturwissenschaft unter
einem narrativen Text?
 Es ist ein Text, der eine Geschichte erzählt.
 Es gibt inzwischen epische Texte, die keine eigentliche Geschichte
erzählen.
 Das Drama ist andererseits narrativ, es bietet also eine Geschichte,
wenn auch nicht aus einer vermittelten Perspektive. Auch Gedichte
sind narrativ, zum Beispiel die Ballade.
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Merkmale der Epik
 Grundbedingung ist die Handlung, wenn wir von epischen Texten sprechen, man
kann nicht von etwas erzählen, wenn absolut nichts passiert.
 Epik schafft / konstruiert eine eigene Realität /Welt (Diegese), indem sie etwas
erzählt.
 Es ist aber nicht real, es kann mimetisch sein, es ist eine Welt der Erzählung, die
entsteht.
 Das Wirkliche in der Epik ist das Erzählen selbst (Erzählakt).
 Das Erzählen konstituiert Realität im epischen Text aus der Perspektive
eines Erzählers/einer Erzählinstanz. Daraus erkennt man die vermittelte
Perspektive.

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Merkmale der Epik
 Das Merkmal der Epik ist die Erzählfunktion.
 Aber so besonders ist das auch nicht. Denn Erzählen ist eine
Kommunikationsform jedes Menschen.
 Man kommuniziert viel durch Erzählungen, meist durch kurze, kleine
Erzählungen:
 Was einem passiert ist, wie wird das mitgeteilt/kommuniziert.
 Erzählen – eine Art mündlicher oder schriftlicher Rede
 Alltagserzählen vs. literarisches Erzählen
 Was? - Sujet
 Wie? - Erzählweise, Darstellung

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Elemente der Handlung
 Was?
 Ereignis (incident) – elementare Einheit der Narration
 Geschehen (intamplare, cumul de incidente) – Ereignisse
in ihrer chronologischen Abfolge
 Geschichte (povestea, istoria) – die Ereignisfolge
 Handlungschema - Struktur der narrativen Texte

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Elemente der Darstellung
 Erzählung – die erzählten Ereignisse in der Reihenfolge im
Text, ist nicht die Handlung (chronologisch rekonstruiert)
 Erzähltempo, Rückblende, Vorausdeutung
 Erzählen – die Präsentation der Geschichte, die Art und Weise
dieser Präsentation in bestimmten Medien (sprachlich, audio-
visuell) und Darstellungsweise (Erzählsituation oder
Sprachstil)

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Die Zustandsveränderung
konstituiert Narrativität
 Minimalbedingung/Minimalkondition der Narrativität =
mindestens eine Veränderung eines Zustands (stare) in
einem gegebenen zeitlichen Moment mit einer
deutlichen/klaren Wirkung (efect).
 eine temporale Struktur mit mindestens zwei Zuständen,
einem Ausgangs- und einem Endzustand, .dazwischen
liegt eine Handlung.

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Narrativität als Qualität des
epischen Textes

 Die strukturalistische Konzeption von Narrativität bedeutet


Darstellung von Zustandsveränderungen (representation
of changes of state), innere und äußere Zustände.
 Narrative Texte stellen eine Geschichte (story, histoire,
istorie) dar, indem eine Veränderungen innerhalb eines
Zeitabstandes eintritt.
 TzvetanTodorow bezeichnet mit histoire das Was? und
den discours mit Wie?

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Narrativität als Qualität des
epischen Textes
 Boris Tomaševski - Theorie der Literatur (1925),
definiert die fabula als die Summe der Ereignisse,
während er mit sjuzet ihre sprachliche
Verknüpfung im Text bezeichnete.
 E.M. Forster (1927) verwendete die Begriffe story
(Erzählung von Ereignissen in ihrer zeitlichen
Reihenfolge) und plot (Erzählung von Ereignissen,
die den Akzent auf die Kausalität legt) einander
gegenüber.
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Fiktionalität

Was verstehen wir unter fiktional? Es ist die Qualität jedes
literarischen Textes.

Fiktiv = das im fiktionalen/ literarischen Text Dargestellte.

lat. fingere (u. a. ‚bilden‘, ‚formen‘, ‚gestalten‘,
‚künstlerisch darstellen‘, ‚sich vorstellen‘, ‚ersinnen‘
‚erdichten‘, ‚fälschlich vorgeben‘)

Unter Fiktion versteht man die literarische/ künstlerische
Darstellung einer autonomen Wirklichkeit, die nicht mit
der Wirklichkeit, die wir erleben, gleichzusetzen ist.

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Fiktion ist die künstlerische Konstruktion einer möglichen
Wirklichkeit (Aristoteles’ Begriff der mimesis).
Diese Konstruktion, also fiktive Welt, hat den Charakter
eines Denkmodells. Alle thematischen Elemente der
erzählten Welt sind ihrerseits fiktiv: Personen,Räume,
Zeiten, Handlungen, Reden, Gedanken, Konflikte usw.

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Thematische Einheiten
 Die thematischen Einheiten gehen als Elemente
in die fiktive Welt ein. Sie sind:
 1) aus der realen Welt bekannt.
 2) in unterschiedlichen Diskursen der
jeweiligen Kultur zu Hause.
 3) entstammen älteren oder fremden Kulturen.
 4) existieren nur in der Imagination.
 Unabhängig von ihrer Herkunft werden alle
thematischen Einheiten im fiktionalen Werk zu
fiktiven Elementen.
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
 Erzählen – fiktiv vs. real, dichterisch vs. nichtdichterisch
 Man spricht oft in der Fachliteratur über fiktionales vs.
faktuales Erzählen.
 Faktuale Texte sind Texte, die potenziell nachprüfbare,
verifizierbare Tatsachen behaupten.
 Fiktionale Texte können nicht an dem Wahrheitsanspruch
(pretentia la adevar) faktualer Texte gemessen werden.
 In einem erzählten Universums werden die Aussagen eines
Erzählers so verstanden und bewertet, als ob sie faktuale
Aussagen, Aussagen über Tatsachen wären, die in diesem
Universum wahr sind.
 Fakt vs. Fiktion – unzuverlässiges Erzählen, vermischen von
Fakten und Fiktion, wo Aussagen (enunturi) als faktisch und
wahr rezipiert werden, aber falsch sind.
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Strukturmodell des Erzählaktes nach Wolf Schmid

Im Erzählwerk wird nicht einfach erzählt, sondern es wird ein Erzählakt


dargestellt:

Autorkommunikation
Autor Darstellung
Adressat
dargestellte Welt

Erzählkommunikation
Erzähler
Doz. Dr. Delia Cotarlea
Erzählung/Erzählen Adressat11.12.2022

erzählte Welt
Erzählen als Kommunikation
realer Autor realer Leser
textexterne Ebene
(empirisch,historisch)

abstrakter Autor impliziter/abstrakter Leser


textinterne Ebene I
(abstrakte Instanz, theoretisches Konstrukt, eine Vorstellung vom Autor)

fiktiver Erzähler fiktiver Leser (Korrelat des Erzählers)


textinterne Ebene II
(Figuren im Text, manchmal als Partner des Erzählers)
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Modell von Wolf Schmid: Elemente der Narratologie,
II. Die Instanzen des Erzählwerks, 1. Modell der
Kommunikationsebenen.

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Der abstrakte Autor
 Der Begriff bezieht sich auf das Bild, das beim Leser
durch die Lektüre entsteht. Er ist eine vermittelnde
Instanz zwischen dem tatsächlichen Autor und dem
Erzähler.
 „Abstrakt“ und „fiktiv“. Der abstrakte Autor ist keine
dargestellte Instanz, keine intendierte Schöpfung des
konkreten, realen Autors.
 Insofern der abstrakte Autor keine dargestellte Instanz
ist, kann man ihm kein einziges Wort im Erzähltext
zuschreiben.
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Der abstrakte Autor
 Er ist nicht identisch mit dem Erzähler,
sondern repräsentiert das Prinzip des
Fingierens eines Erzählers und der gesamten
dargestellten Welt.
 Er hat keine eigene Stimme.
 Der abstrakte Autor repräsentiert die
personifizierte Werkintention des realen
Autors.

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Der abstrakte Autor
 Der abstrakte Autor existiert im Werk daher
nur virtuell.
 Der abstrakte Autor ist die Verkörperung des
Konstruktionsprinzips, das das Werk prägt.
 Er ist daher auch die Spur des konkreten
Autors im Werk, sein werkimmanenter
Repräsentant.
 Letztendlich handelt es sich um ein Konstrukt,
das auf einem Konsensus beruht.

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Der abstrakte/implizite Leser
 Abstrakter Leser = das Bild vom Empfänger, das
der Autor beim Schreiben vor sich hat[te] oder
die Vorstellung des Autors vom Empfänger, die
im Text durch bestimmte indiziale Zeichen
fixiert ist (der geneigte Leser, ein guter Freund,
jemand, der aus räumlicher und zeitlicher
Distanz den Text rezipieren könnte).

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Der abstrakte Leser
Es sind zwei Funktionen des abstrakten
Lesers zu nennen:
 1. postulierter Adressat, an den das Werk
gerichtet ist. Dieser besitzt sprachliche
Kodes, ideologische Normen und
ästhetische Vorstellungen, um das Werk
zu verstehen.
 2. idealer Rezipient, der das Werk optimal
versteht.
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Fiktiver Erzähler und fiktiver
Leser
 Jede Erzählung hat einen Erzähler – dieser in fiktiv
 explizit – „Ich“ 
 implizit, unsichtbar,
 Den Erzähler erkennt man an der Erzählperspektive.
 Dem fiktiven Erzähler entspricht ein fiktiver Leser: Lieber
Leser! Wie habe ich mich gefreut, als ich…..

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Erzählsituation oder -perspektive/
point of view
 Perspektive = das an einen Standpunkt
gebundene Erzählen
 äußere wie innere Faktoren bedingen den
Standpunkt des Erzählens.
 Frage der Glaubwürdigkeit eines narrativen
Textes ist von der ES abhängig.
 Abhängigkeit von der Figur des Erzählers und
seiner Positionierung dem Erzählten gegenüber.

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Das Modell von Frank K. Stanzel
 Das Modell von Frank. K. Stanzel – Typische Formen des Romans
(1964), Theorie des Erzählens (1978)
 Auktoriale Erzählsituation: einen persönlichen, sich
einmischenden, zumeist alles wissenden Erzähler.
 Gebrauch des Präteritums, Distanz in der Zeit, Neutralität, Ironie,
manchmal szenische Darstellung mit Inquit-Formeln („sagte er“, „sie
schluchzte“). Es handelt sich um Scheinobjektivität.
 Personale ES: Erzähler tritt hinter die Figuren und hinter eine
einzelne Figur und erzählt aus deren Sicht
 Vorhandensein eines Reflektors. Partielles Allwissen.+/-objektiv
 Ich-ES: Der Erzähler gehört der Welt der Figuren, der erzählten
Welt
 stark eingeschränktes Wissen über die Erzählung, trotz Zeugenschaft.
+Subjektiv
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
https://die-schreibtechnikerin.de/literaturwissenschaft-definitionen-modelle/
erzaehltheorie/stanzel-typenkreis/

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Das Modell von H. J. Petersen

 Erzählform, da man beim Autor und Erzähler


von unterschiedlichen Instanzen spricht: Ich-
Form, Er-Form
 Er-Form – eindimensional – berichtet immer
nur vom dritten
 Ich-Form – zweidimensional und bipolar, Ich-
Erzähler ist sowohl Erzähler/erzählendes
Medium als auch handelnde Figur
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Standort und Perspektive nach
Petersen
 Räumlicher Standort: Position, Entfernung, Winkel
 Position – Vogelperspektive, Froschperspektive
 Entfernung – große Nähe oder weite Ferne
 Winkel – begrenzter Winkel, olympischer Winkel
 Perspektive der Figuren :
 Innensicht – Der Erzähler kann in die Figuren
hineinblicken, er kennt ihre Gedanken, Gefühle.
 Außensicht – keinen Einblick in das Bewusstsein der
handelnden Figuren, er ist ein Beobachter.
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Standort und Perspektive nach
Petersen
 Verhalten der Erzählerinstanz: auktorial, personal,
neutral
 Auktorial – bringt sich selber ins Spiel,
kommentiert, wertet (Ich- und Er-Form)
 Neutral – Distanz (Ich- und Er-Form) ?
 Personal – Erzählinstanz tritt hinter die Figur
 Innerer Monolog, Bewusstseinsstrom – Ich-
Form
 erlebte Rede - ER-Form
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Auktoriale Perspektive
 Ein auktorialer Erzähler ist allwissend, er
betrachtet das Geschehen wie von außen, er ist
nicht Teil der Erzählung.
 Er deckt Zusammenhänge auf, kennt Details
über innere Zustände anderer Personen.
 Ist von dem Geschehen distanziert.
 Seine Perspektive kann als auch als göttlich
bzw. Olympisch beschrieben werden.
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Personale Perspektive
 Ein personaler Erzähler erzählt aus der Sicht einer oder
mehrerer Figuren.
 Es kann passieren, dass zwischen den Perspektiven
verschiedener Figuren gewechselt wird. Das bezeichnet
man als Multiperspektive.
 Der personale Erzähler muss nicht immer in die Figur
schlüpfen wie im Falle der Ich-Form.
 Ein personaler Erzähler ist auf die Figur beschränkt, aus
dessen Sicht die Geschichte erzählt wird.
 Er kann nicht wissen, was andere Figuren denken oder
fühlen. Es ist seine/personale Perspektive.
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022
Gib‘s auf!
 Es war sehr früh am Morgen, die Straßen rein und leer, ich
ging zum Bahnhof. Als ich eine Turmuhr mit meiner Uhr
verglich, sah ich, daß es schon viel später war, als ich
geglaubt hatte, ich mußte mich beeilen, der Schrecken über
diese Entdeckung ließ mich im Weg unsicher werden, ich
kannte mich in dieser Stadt noch nicht sehr gut aus,
glücklicherweise war ein Schutzmann in der Nähe, ich lief zu
ihm und fragte ihn nach dem Weg. Er lächelte und sagte: „Von
mir willst du den Weg erfahren?“ „Ja“, sagte ich, „da ich ihn
selbst nicht finden kann.“ „Gib‘s auf, gib‘s auf!“, sagte er und
wandte sich mit einem großen Schwunge ab, so wie Leute, die
mit ihrem Lachen allein sein wollen. (Franz
Kafka)

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Einige Romananfänge

 „Lieber Leser, weißt du, was das Wort Greenhorn bedeutet? eine
höchst ärgerliche und respektierliche Bezeichnung für denjenigen, auf
welchen sie angewendet wird.‟(Karl May: Winnetou)
 „So, also hierher kommen die Leute, um zu leben, ich würde eher
meinen, es stürbe sich hier. Ich bin ausgewesen. Ich habe gesehen:
Hospitäler. Ich habe einen Menschen gesehen, welcher schwankte und
umsank. Die Leute versammelten sich um ihn, das ersparte mir den
Rest. Ich habe eine schwangere Frau gesehen. Sie schob sich schwer
an einer hohen, warmen Mauer entlang, nach der sie manchmal
tastete, wie um sich zu überzeugen, ob sie noch da sei. Ja, sie war
noch da. Dahinter? Ich suchte auf meinem Plan: Maison
d'Accouchement. Gut. Man wird sie entbinden - man kann das. Weiter,
rue Saint-Jacques, ein großes Gebäude mit einer Kuppel.‟(Rainer
Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge)

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 Jemand musste Josef K. verleumdet haben,
denn ohne daß er etwas Böses getan hätte,
wurde er eines Morgens verhaftet. Die Köchin
der Frau Grubach, seiner Zimmervermieterin,
die ihm jeden Tag gegen acht Uhr früh das
Frühstück brachte, kam diesmal nicht. Das war
noch niemals geschehen.‟ (Franz Kafka: Der
Prozess)

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


 K. wartete noch ein Weilchen, sah von seinem
Kopfkissen aus die alte Frau, die ihm
gegenüberwohnte und die ihn mit einer an ihr
ganz ungewöhnlichen Neugierde beobachtete,
dann aber, gleichzeitig befremdet und hungrig,
läutete er. Sofort klopfte es und ein Mann, den
er in dieser Wohnung noch niemals gesehen
hatte, trat ein. Er war schlank und doch fest
gebaut, er trug ein anliegendes schwarzes Kleid
[…] (Franz Kafka – Der Prozess)

Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022


Typologie des Erzählers
Typen des Erzählers
 Weise der Darstellung explizit — implizit
 Markierung stark — schwach markiert
 Persönlichkeit persönlicher - unpersönlicher

Erzähler
 Antropomorphie Mensch — nicht Mensch
 Homogenität einheitlich — diffus
 Wertung objektiv — subjektiv
 Wissen allwissend — begrenzt
 räumliche Kompetenz allgegenwärtig — räumlich
begrezt
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 Introspektion
 mit Introspektion - ohne Introspektion
 Professionalität
 professionell - laienhaft
 Zuverlässigkeit
 unzuverlässig (unreliable) - zuverlässig
(reliable)
 Primärer, sekundärer, tertiärer
Erzähler
 Erzählendes + erlebendes Ich
Doz. Dr. Delia Cotarlea 11.12.2022

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