Didaktik der Grammatik
Kapitel 1 Definitionen der Grammatik
Grammatik
Was erwarten Sie?
Grammatik
,,.. Und wenn ich dann mit
der Grammatik anfange,
sind alle ganz ruhig und
hören zu.”
,,Die Grammatik in unserem Lehrbuch ist
irgendwie unsystematisch. Es fehlt der
Überblick. Aber wir haben nichts anderes.
,,Immer die gleichen Uebungen.
Langweilig ist das schon, aber wir
müssen die Grammatik lernen.”
Grammatik: Definitionen
Was heißt eigentlich Grammatik? Lesen Sie die Äusserung
durch. Überlegen Sie, was der Begriff ,,Grammatik” jeweils
bedeutet?
A. Hast du schon B. Na, Hast du heute
wieder deine deine Grammatik besser
Grammatik zu Hause im Kopf als beim letzten
vergessen! Test?
C. Die Grammatik in
diesem Buch
verstehe ich nicht!
Grammatik: Definitionen
Was heißt eigentlich Grammatik?
E. Ich benutze
D. Im nächsten Test immer die blaue
geht es um die Grammatik, wie
Grammatik von heisst sie doch
Lektion 4? gleich?
F. Du sprichst schon ganz gut,
aber deine Grammatik ist noch
sehr fehlerhaft!
Grammatik: Definitionen
Ordnen Sie die Sätze zu! Welcher Satz beschreibt welche
Äusserung?
1. Hiermit sind die Grammatikkenntnisse gemeint, die man hat? B/F
2. Damit ist ein Nachschlagewerk, wahrscheinlich die Grammatik
von Helbig/Buscha, gemeint. E
3. Hier ist eine ganz bestimmte Grammatik-Regel gemeint, die
gerade im Unterricht behandelt wurde. D
4. Auch hier ein Nachschlagewerk gemeint, das man zu Hause zum
Nacharbeiten des Unterrichts benutzen kann. A
5. Hier bezeichnet der Begriff Grammatik die gesamte
Regeldarstellung in einem Lehrbuch. C
Grammatiken
Grammatik
A: Das
C: Die
Regelsystem von B: Die Beschreibung
Grammatik ,,im
der des Regelsystems
Kopf”
Beschreibung
B1: zu B2: für
sprachwissenschaftlichen Unterrichtszwecke
Zwecken (linguistische (Lernergrammatik,
Grammatik didaktische Grammatik,
pädagogische Grammatik)
Grammatiken
Linguistische Grammatik Lerner-Grammatik
Totalität Auswahl
(Ausnahmen von der Regel
besonders wichtig)
Abstraktheit Konkretheit/Anschaulichkeit
(der Beschreibung/Darstellung) (der Abbildung/Darstellung)
Kürze Ausführlichkeit
(der Darstellung) (der Darstellung der als
wichtig erkannaten
Elemente)
Keine lernpsychologischen Lernpsychologische
Vorgaben/Rücksichten Katerogien:
Verstehbarkeit
Behaltbarkeit
Anwendbarkeit
Grammatik-Definitionen
Bei der Auswahl der Grammatik werden die Lernziele der Gruppe, die
lerntheoretischen und lernpsychologischen Bedingungen beachtet.
Helbig (1981:49) unterscheidet bei der Verwendung des Begriffs
„Grammatik“ folgende Grammatiken: Grammatik A, Grammatik B und
Grammatik C.
Grammatiken
Als Grammatik A versteht man das komplette Regelsystem
einer Sprache, unabhängig von der Benennung oder
Beschreibung durch die Sprachwissenschaft. Das bedeutet, dass
die Grammatik einer Sprache und ihr Regelsystem unabhängig
von der wissenschaftlichen Beschreibung existieren.
Beispiel: Die deutsche Grammatik kommt mir kompliziert vor als
die englische.
Grammatiken
Als Grammatik B bezeichnet man die
sprachwissenschaftliche Beschreibung des Regelsystems.
Die Grammatik B ist eine Sprachbeschreibung zu
wissenschaftlichen Zwecken.
Beispiel: Ich habe mir die neue Duden-Grammatik gekauft.
Grammatiken
Als Grammatik C versteht man das Regelsystem, das
sich die Schüler im Sprachunterricht systematisch
aneignen, oder ohne Sprachunterricht unsystematisch
erwerben. Darunter versteht man „Grammatik im
Kopf“.
Beispiel: Seine Intonation ist gut, aber seine Grammatik ist
sehr fehlerhaft.
Grammatiken
Bei der Grammatik B unterscheidet Helbig zwischen der
linguistischen (B1) und der pädagogischen
(didaktischen) Grammatik (B2).
Grammatiken
Linguistische Grammatik beschreibt die Sprache zu
wissenschaftlichen Zwecken.
Die pädagogische / didaktische Grammatik bezieht sich
auf die Beschreibung einer Sprache, deren Ziel das Lehren
und Lernen der betreffenden Sprache ist. Diese Grammatik
gibt dem Lehrer / der Lehrerin einer Fremdsprache die
Hinweise und Hilfen für die Unterrichtsplanung und
Unterrichtsvorbereitung und führt zur Entwicklung der
grammatischen Kompetenz. (Götze, 2001: 189)
Grammatiken
Die Präsentation der Grammatik in einer
pädagogischen / didaktischen Grammatik muss
vereinfacht werden. Sie muss drei Kriterien haben:
Verstehbarkeit, Behaltbarkeit und Anwendbarkeit
(Schmidt 1987 zit. nach Storch, 2001: 78)
Grammatiken
Die pädagogisch-grammatischen Darstellungen müssen
sprachlich einfach und für die Schüler angemessen sein, um die
ersten zwei Kriterien zu erreichen. Diese Darstellungen sollen
knapp, konkret und anschaulich sein. Rein verbale
Beschreibungen sind für die Schüler unnützlich, weil sie eine
Struktur besser verstehen, wenn sie diese Struktur mit einem
Bild verbinden können.
Grammatiken
Farbe, Zeichen, Symbole, Tabellen und Schemen
erhöhen die Verständlichkeit. Komplizierte Strukturen
einer Sprache sollten möglichst einfach, anschaulich
und übersichtlich gegeben werden. Es ist auch sehr
wichtig, dass man nur das Wesentliche mit einer Farbe
oder durch eine Unterstreichung hervorgibt.
Grammatiken
Was das Kriterium der Anwendbarkeit betrifft, ist es
bekannt, dass viele Schüler ihr theoretisches Wissen nicht in
das praktische Können übertragen können. Wegen dieses
Problems ist es wichtig, dass eine geringe psychologische
Distanz zwischen Darstellung und Wirklichkeit besteht. Es
wäre am besten, wenn die grammatischen Darstellungen
handlungsanweisend wären. (Storch, 2001: 79-83)
Grammatiken
Beim Fremdsprachenunterricht entwickelte sich die
sogenannte grammatische Kompetenz.
Grammatische Kompetenz definiert man als Kenntnis
der grammatischen Mittel einer Sprache und die
Fähigkeit, diese zu verwenden.[2]
Grammatiken
Im Fremdsprachenunterricht unterscheidet man zwischen
der produktiven und der rezeptiven Grammatik. Unter
der produktiven Grammatik versteht man die Strukturen,
die die Schüler selbst produzieren können. Und umgekehrt
unter der rezeptiven Grammatik versteht man die
Strukturen, die die Schüler nur verstehen, aber nicht
produzieren können. Hier spricht man auch von
der „Mitteilungsgrammatik“ und „Verstehensgrammatik“
. (Blažević, 2007: 102)
Grammatiken
Die Auswahl der Grammatikstoffe bestimmen die
Lernziele der Gruppe und die lerntheoretischen und
lernpsychologischen Bedingungen.
In der folgenden Übersicht zeigt Schmidt (Schmidt 1990,
zit. nach Funk / König, 1991: 14) die Merkmale einer
sogenannten „pädagogischen“ oder Lerner-Grammatik“
im Gegensatz zu einer linguistischen Grammatik:
Die Rolle der Grammatik
Die Rolle der Grammatik im Fremdsprachenunterricht
Die Rolle der Grammatik im Fremdsprachenunterricht
hat sich mit der Zeit verändert. Sie war früher der
wichtigste Teil einer Sprache und es herrschte die
Meinung, dass man eine Sprache konnte, wenn man ihre
Grammatik und Regeln gut beherrschte.
Die Rolle der Grammatik
Die Rolle der Grammatik im Fremdsprachenunterricht
Das trifft besonders für die Grammatik-Übersetzungs-
Methode, die lange Zeit geblieben ist, obwohl man
durch die Reform versucht hat, das zu ändern. Nach
einiger Zeit hat sich die Einstellung zu der Grammatik
verändert und sie hat ihren Wert verloren. Sie wurde
nur als die Belastung für die Lerner angesehen.
Die Rolle der Grammatik
Im Fremdsprachenunterricht hat sich nach allen Versuchen
und Reformen immer stärker die Erkenntnis durchgesetzt,
dass man solides sprachlich-kommunikatives Können, das
als Ziel des Fremdsprachenunterrichts galt, ohne sichere
sprachliche Kenntnisse nicht erreichen kann und dass
dabei die Grammatikkenntnisse eine wichtige Rolle für die
Entwicklung des Sprachkönnens bilden.
Die Rolle der Grammatik
Die Rolle der Grammatik beim Fremdsprachenunterricht
ist mehrdeutig. Die Grammatikkenntnisse sind
gleichermaßen wichtig für Sprechen, Schreiben, Lesen
und Hören.
Die Grammatik ist der Anreger der Sprache. Sie generiert
die Bedeutung durch die Verhältnisse zwischen den
lexikalischen Einheiten.
Die Rolle der Grammatik
Nach Heyd (1991:163) sind die Grammatikkenntnisse eine
wichtige Voraussetzung, um eine Fremdsprache zu beherrschen.
Die Lerner sollen dazu befähigt werden, dass sie sich korrekt in
der Fremdsprache ausdrücken. Die Grammatikkenntnisse
werden in enger Verbindung mit dem Sprachkönnen erworben.
Die Rolle der Grammatik
„Da sichere Sprachsystemkenntnisse beim unterrichtsgesteuerten
Spracherwerb auch zu größerer Sicherheit im sprachlichen
Handeln führen, muss die Arbeit an der Grammatik integrierter
Bestandteil des Fremdsprachenunterrichts sein“. (Blažević, 2007:
103)
Die Rolle der Grammatik
„Jeder Sprecher muss über Grammatik verfügen und jeder
Sprachunterricht muss Grammatik einschließen, gleichgültig
wie dies geschieht (explizit durch Regeln oder implizit über
Patterns), wann dies geschieht und wie viel davon nötig ist“.
(Helbig, 1992: 152)
Die Rolle der Grammatik
„Grammatikkenntnisse können dem Lerner eine große Hilfe
beim Variieren oder Transferieren verfügbarer Redemittel sein
und deswegen darf man auf ihre Vermittlung im Unterricht
nicht verzichten“. (Blažević, 2007: 103)
Die Rolle der Grammatik
Es wird die Frage gestellt, was die Grammatik im kommunikativen
Fremdsprachenunterricht für die Kommunikation leistet. Das
bedeutet, dass man bei der Auswahl der Grammatikstoffe
berücksichtigt, welche Redeintentionen zum Ausdruck gebracht
werden sollen und dass man die grammatischen Strukturen so
vermittelt und festigt, wie sie sinnvoll in Sprachpraxis angewendet
werden können. (Blažević, 2007: 103)
Die Rolle der Grammatik
„Da die Zeit im Fremdsprachenunterricht knapp ist, ist es nötig,
dass man aus der Gesamtheit grammatischer Stoffe ein
sogenanntes grammatisches Minimum auswählt, das die
Strukturen bildet, die häufig vorkommen. Man muss dabei
zwischen Mitteilungsgrammatik (produktiver Grammatik) und
Verstehensgrammatik (rezeptiver Grammatik) unterscheiden“.
( Blažević, 2007: 104)
Die Rolle der Grammatik
Die Praxis zeigt, dass die Schüler beim Fremdsprachenunterricht
gewöhnlich das Wissen über die Grammatik erwerben. Das
bedeutet, dass sie die Fähigkeit erwerben, um über die
Einzelheiten des Sprachsystems zu sprechen und die Fähigkeit,
die Regeln zu beschreiben, die beim Bau von Sätzen verwendet
werden (Wortarten und ihre Funktion im Satz, grammatische
Kategorien wie Zahl, Geschlecht, Aspekt, Zeitformen).
gelenkt induktive Methode